RTL-Medizinexperten Dr. Christoph Specht klärt aufIst die Corona-Impfung problematisch für Menschen, die Blutverdünner einnehmen?

Frau wird geimpft
Wie ist das mit der Corona-Impfung bei Menschen, die Blutverdünner nehmen?
Zoran Mircetic, iStockphoto

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum viele Impfungen in den Oberarm- oder Oberschenkelmuskel gespritzt werden? Die Antwort lautet: Muskeln sind sehr gut durchblutet – und so kann sich der Impfstoff gut im Körper verteilen, auf dass sich viele Antikörper bilden. Doch genau das macht die Impfgabe in den Muskel für Menschen, die Blutverdünner nehmen, auch so problematisch. Denn bei ihnen gerinnt das Blut an Einstichstelle nach dem Pieks nicht so schnell. Was also, wenn die kommenden Impfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, genau wie viele andere Impfungen auch, in den Oberarmmuskel gespritzt werden? Können Menschen mit Störungen der Blutgerinnung die Corona-Impfung dann überhaupt verabreicht bekommen? Wir sind der Frage zusammen mit dem RTL-Medizinexperten Dr. Christoph Specht auf den Grund gegangen.
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Impf-Spritze in den Muskel bei Blutverdünnern: Geht das?

Nach der offiziellen Lesart gebe es tatsächlich eine Kontraindikation für die intramuskuläre Impfung bei Menschen mit erhöhter Neigung zu bluten, bestätigt uns auch Dr. Specht. Daher sind Ärzte angehalten, es möglichst zu vermeiden, Menschen in den Muskel zu impfen, wenn diese Gerinnungshemmer einnehmen. Für sie wird alternativ zur intramuskulären eine subkutane Injektion empfohlen, wobei der Impfstoff statt in den Muskel ins Unterhautfettgewebe gespritzt wird. Denn dieses ist weniger stark durchblutet.

Gefährlich sei die intramuskuläre aber auch bei dieser Personengruppe nicht. Möglicherweise könne es an der Einstichstelle zu einem größeren Bluterguss kommen, so der Mediziner, schlimmere gesundheitliche Folgen seien jedoch nicht zu erwarten. Auch von der Dosis der Gerinnungshemmer, die ein Impfling einnimmt, sei abhängig, ob sich überhaupt eine Reaktion zeigt, so Dr. Specht. Sein Tipp, um Hämatome zu vermeiden: „Man drückt ein bisschen länger auf die Impfstelle als sonst – und reibt nicht darauf herum! – und dann geht das in 99 von 100 Fällen auch gut.“

Ähnliches gelte für Menschen, die an der Bluterkrankheit leiden, so Dr. Specht. Denn diese erhielten zumeist Therapien, die ihre Blutgerinnung fördern. Somit seien auch sie durch eine Spritze in den Muskel nicht gesundheitlich gefährdet.

Wird der Corona-Impfstoff denn überhaupt in den Muskel gespritzt?

Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer verkündeten am 9. November in einer Mitteilung einen vielleicht bahnbrechenden Erfolg mit ihrem Corona-Impfstoff BNT162b2. Der neuartige mRNA-Impfstoff soll einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 bieten. Sollte er noch in diesem Jahr eine Zulassung in Europa bekommen, könnte es mit den Impfungen in Deutschland bald losgehen.

Doch wird der Biontech-Impfstoff überhaupt in den Muskel gespritzt? "Ich weiß, dass man die mRNA-Impfstoff-Impfstoffe grundsätzlich auch in den verschiedenen Applikationsformen getestet hat“, sagt Dr. Specht, „also intradermal (in die Haut), subkutan (unter die Haut) und intramuskulär (in den Muskel).“ Wie genau dann jedoch die Zulassung aussehen werde, was also auf dem Beipackzettel der Corona-Impfung stehen wird, das sei bislang noch unklar. Auf unsere Anfrage bei Biontech, ob der Impfstoff auch subkutan verabreicht werden kann, haben wir bislang noch keine Stellungnahme erhalten.

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