Er stellt auch die Lockerungen an Weihnachten in Frage

Hygiene-Experte Dr. Zinn: "Kommen an hartem Lockdown nicht vorbei"

 30.03.2020, Essen, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland - Menschenleere Einkaufsstrassen, Coronakrise, geschlossene Restaurants und Geschaefte auf dem Kennedyplatz. Essen Nordrhein-Westfalen Deutschland *** 30 03 2020, Essen, Ruhr area, North Rhine-Westphalia, Germany Deserted shopping streets, corona crisis, closed restaurants and shops on Kennedyplatz Essen North Rhine-Westphalia Germany
Könnte ein harter Lockdown die Neuinfektionen endlich senken?
www.imago-images.de, imago images/Rupert Oberhäuser, Rupert Oberhäuser via www.imago-images.de

Seit Anfang November befindet sich Deutschland im Teil-Lockdown. Doch statt zu sinken, gehen die Corona-Zahlen weiter nach oben. Seit Wochen übersteigt die Zahl der Covid-19-Neu-Infektionen immer wieder die Marke von 20.000. Außerdem wurden bereits mehrfach weit über 400 Todesfälle pro Tag gezählt. Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia, fordert deshalb eine Abkehr der bisherigen Teil-Lockdown-Strategie: „Wenn wir die hohen Infektionszahlen und die hohen Todeszahlen nicht akzeptieren wollen - was aus meiner Sicht auf keinen Fall geht - dann kommen wir an einem harten Lockdown wie im Frühjahr nicht vorbei.“ Ganz wichtig sei, dass man nicht mehr länger damit warte. „Wir müssen da ganz ehrlich sein. Wir verlieren eine Menge Zeit. Jeden Tag haben wir an die 400 oder 500 Tote. Für die kommt der harte Lockdown dann zu spät“, so Zinn.
+++ Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus finden Sie jederzeit in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++

Wie könnte ein harter Lockdown aussehen?

Dr. Zinn hält bei den Regelverschärfungen zwei Bereiche für besonders wichtig:

  1. Mobilität: „Natürlich ist der in der Vorweihnachtszeit jeder unterwegs, Lebensmittel kaufen, Geschenke usw. Wir müssen mit aller Macht diese Bewegungsdaten runterbringen“, sagt Zinn.

  2. Ferien: „Wir müssen eventuell die Weihnachtsferien, so schwer das für die Eltern ist, nach vorne verlegen“, so Zinn. Außerdem müsse man über Betriebsferien bei großen Firmen nachdenken.

Zinn: "Wir müssen Weihnachten in Frage stellen."

Ein großes Ziel der Bundesregierung war und ist es, mit den Teil-Lockdown-Maßnahmen Weihnachten zu retten. Diese Absicht ist nach Ansicht von Dr. Zinn gefährdet: „Wir müssen an Sachen denken, die bisher undenkbar waren. Wir müssen Weihnachten in Frage stellen aus meiner Sicht. Jeder freut sich auf Weihnachten, keiner soll alleine sein. Aber wenn man sich vorstellt, dass man ganz sicher viele ansteckt, mit denen man Weihnachten verbringen will und das sind dann gerade die Älteren und Schwächeren, die man selten sieht, dann ist das absolut kontraproduktiv.“ Zinn schlägt deshalb vor, sich die Coronazahlen Mitte Dezember anzusehen und dann zu schauen, ob man sich Weihnachten überhaupt erlauben könne. Vorbild könnte seiner Meinung nach Italien sein: „Weihnachten bleibt dort jeder da wo er ist. Teilweise darf man nicht aus seiner Stadt raus, teilweise nicht in eine andere Region."