Was das für Risikogruppen heißt

Nach schwerer RSV-Welle 2022: Warum die Stiko die Impfung (noch) nicht empfiehlt

FILE PHOTO: A child suffering from an RSV infection at the pediatric intensive care unit at the Asklepios Clinic in Sankt Augustin, Germany, December, 6, 2022.  REUTERS/Benjamin Westhoff/File Photo
Besonders die Kleinsten trifft eine RSV-Infektion am härtesten.
/FW1F/Bill Berkrot, REUTERS, BENJAMIN WESTHOFF
von Lauren Ramoser

2022 hielt das RS-Virus Eltern in Atem – jetzt gibt es gleich zwei in Deutschland zugelassene Impfstoffe. Doch aktuell steht eine Empfehlung der Stiko noch aus. RTL hat nachgefragt, woran das liegt und was das für Risikogruppen bedeutet.

RSV: Wer besonders gefährdet ist

An den meisten Erwachsenen zieht das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) wie ein Schnupfen vorbei. Doch bei Säuglingen ist es der Hauptgrund für Lungenentzündungen und Bronchiolitis. Und jetzt im Herbst verbreiten sich die Viren wieder verstärkt. Im Herbst und Winter 2022 breitete sich das Virus unter Kleinkindern stark aus, die Bilder aus Krankenhäusern zeigten ein erschreckendes Bild: Überfüllte Flure, Babys mit Sauerstoffmasken und stark besorgte Eltern.

Klassische Symptome sind ansteigendes Fieber, Husten und Kopfschmerzen. Bei Kindern unter einem Jahr kann auch Appetit- und Teilnahmslosigkeit ein Anzeichen für die Viruserkrankung sein.

Doch in diesem Jahr könnte all das ausbleiben, denn es gibt gleich zwei neue Impfstoffe. Bislang hat die Ständige Impfkommission (Stiko) allerdings keine Empfehlung ausgesprochen.

Lese-Tipp:RSV-Welle in Deutschland: Das sind die Symptome

Im Video: RS-Virus breitet sich aus

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Für wen die neuen Impfstoffe zugelassen sind

Bislang bestand für kleine Babys die Möglichkeit einer passiven Immunisierung. Im Gegensatz zur aktiven Immunisierung (der klassischen Impfung) bekommen Babys bei der passiven Immunisierung ein Konzentrat von Antikörpern verabreicht. Das schützt die Kleinen zwar unmittelbar, allerdings nur für eine relativ kurze Zeit.

Doch seit Sommer 2023 stehen gleich zwei neue Impfungen gegen RSV zur Verfügung. Abrysvo von Pfizer und Arexvy von Glaxo-Smith-Kline. Beide sind in Deutschland für Menschen ab 60 Jahren zugelassen, Abrysvo außerdem auch für Schwangere.

Durch eine Impfung der Mutter im letzten Trimester soll das noch ungeborene Kind über die Plazenta einen passiven Impfschutz aufbauen – der es zumindest in den ersten sechs Lebensmonaten schützen soll.

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Warum die Stiko noch keine Empfehlung ausgesprochen hat

„Die Stiko berät sich aktuell zu diesem Thema“, sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des RKI, zu dem auch die Stiko gehört. „Dafür werden mehrere Arbeiten durchgeführt, wie eine Transmissionsmodellierung und eine Zusammenstellung aller verfügbaren Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von RSV-Impfstoffen, um die für Deutschland am besten geeignete Präventionsstrategie zu identifizieren.“ Ob und wann die Kommission auf Basis dieser Daten eine Empfehlung aussprechen werde, sei noch nicht absehbar.

Doch das heißt nicht, dass eine Impfung mit den zugelassenen Stoffen nicht möglich sei. „Es liegt in der ärztlichen Verantwortung, mit Patienten die individuelle gesundheitliche Situation einzuschätzen und auf diese weiteren Schutzmöglichkeiten hinzuweisen“, so Glasmacher in Bezug auf die allgemeinen Empfehlungsgrundlagen der Stiko. „Insofern ist eine fehlende Stiko-Empfehlung kein Hindernis für eine begründete Impfung.“

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