Über falsche Versprechungen und echte ResultateWas bringt eine Fünf-Tage-Gemüsesaftkur wirklich? Ein Erfahrungsbericht!

Um Saftkuren ranken sich viele Mythen!
Entschlackung, Detox, Abnehmen – das ist alles Quatsch. Aber es gibt Vorteile von Gemüsesaftkuren, die nicht von der Hand zu weisen sind, etwa die positiven Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden und auf die Anzahl von Kopfschmerz- und Migräneattacken. Aber worauf sollte man achten? Und für wen eignet sich eine Saftkur?
Saftkur: Warum macht man das?
Etwa einmal im Jahr verzichte ich für fünf bis sieben Tage auf feste Nahrung. Ich habe das vor Jahren in einer Dokumentation über eine Migränepatientin gesehen, die nach einer solchen Gemüsesaftkur wochenlang von Attacken verschont blieb. Ich probierte es auch, verzeichnete ähnliche Erfolge und blieb jährlich dran.
Über Gemüsesaftkuren wird viel geschrieben, mittlerweile kann man sich die Säfte von diversen Anbietern fertig gepresst nach Hause liefern lassen. Ich setze auf selbst entsaftete Säfte, mit möglichst saisonalem Gemüse. Die Kosten für einen eigenen Entsafter rentieren sich bei regelmäßiger Nutzung schnell* und die Preise für frische Lebensmittel kann man dann selbst steuern.
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Ich trinke einen Gemüsesaft pro Mahlzeit, manchmal schummele ich einen Apfel dazu, das schmeckt besser. Und ansonsten gibt es viel Wasser und grünen Tee. An manchen Tagen auch eine Tasse Kaffee am Morgen, auch wenn das streng genommen nicht dazu gehört, aber so ehrlich will ich sein.
Falsche Versprechungen: Das kann eine Saftkur alles nicht
Daher will ich euch die Saftkur schmackhaft machen, indem ich euch erzähle, was sie alles nicht kann. „Ich halte das für eine Diät für den Kopf“, sagt Dr. Specht. „Eine Gewichtsabnahme würde ich mir davon aber nicht versprechen.“ Zwar verliert man an Gewicht, dabei handele es sich aber lediglich um Wasser und Muskelmasse, nicht aber um Fett. „Und auch ob es etwas bringt, ist für jeden unterschiedlich“, so der Mediziner.
Auch am oft erwähnten Entschlacken ist laut Dr. Specht nichts dran. „Entschlacken ist übrigens ein Mythos, im menschlichen Darm sammelt sich keine Schlacke, die wie in einem Rohr festsitzt. Die Darmschleimhaut erneuert sich immer wieder selbst, ganz ohne Ernährungsumstellung oder Fastenkur.“
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Jetzt die Vorteile: Von Saftkur-High bis weniger Migräne
Hat man sich von der zuvor beschriebenen Erwartungshaltung befreit, bleiben dennoch zahlreiche Vorteile übrig. Zunächst beschäftigt man sich ganz bewusst mit dem eigenen Hungergefühl, das kann gerade nach den sehr essenslastigen Feiertagen eine Wohltat sein. Mein Schlaf ist tiefer und ich komme mit rund einer Stunde weniger aus als normalerweise notwendig. Ich habe über Wochen keine Migräneattacken – für mich ungewöhnlich – und ich genieße das neue Körperbewusstsein. Auch Essen kann ich danach bewusster genießen und ich zelebriere einzelne Mahlzeiten, anstatt nur nebenbei zu essen.
Meine persönlichen Erfahrungen decken sich mit dem Stand der Medizin. „Die Beeinflussung von Migräne oder Kopfschmerzen kann großen Einfluss ausüben, das ist bekannt. Auch Rheuma kann sich akut verbessern“, erklärt Dr. Specht. „Kurzfristig, für zwei bis drei Wochen, verbessert sich der Schlaf. Wer abends spät und schwer isst, schläft schlecht.“
Der Wochenbericht: Fünf Tage Saftkur – ein Auf und Ab des Hungergefühls
Bei einer fünftägigen Saftkur durchlaufe ich verschiedene Gemütsstadien: An Tag eins trägt mich die Euphorie über den Start, es macht Spaß, die Säfte zuzubereiten. An Tag zwei schwindet das Gefühl in gleichem Maße, wie der Hunger kommt. Mit wenig körperlicher Aktivität ist es aber auszuhalten. An Tag drei stelle ich das Unterfangen regelmäßig infrage. Ich bin antriebslos, meine Haut ist fahl und der Hunger ist das vorherrschende Gefühl. Aber ab Tag vier wird es besser, und zwar rasant. Der Körper stellt sich um, das Hungergefühl schwindet. Es bleibt der Drang, etwas zu essen, aber mehr aus Gewohnheit als aus echtem Appetit. Tag fünf ist super, ich fühle mich stark, wach, energiegeladen und ganz angenehm leicht.
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Tipps von der Ernährungsberaterin: Dieses Gemüse eignet sich besonders
Generell eignet sich Gemüse mit einem hohen Wassergehalt. Doch wichtiger sind noch die Inhaltsstoffe, so die Ernährungsberaterin Nora Rieder. Sie erklärt hier die Vorteile verschiedener Gemüsesorten:
Blattgemüse wie Grünkohl und Spinat
Grünkohl zählt zu den gesündesten Gemüsesorten überhaupt: Er liefert doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen und fast die doppelte Menge Calcium wie Milch. Außerdem ist er reich an Folsäure. Regelmäßig verzehrt, kann er das „schlechte“ LDL-Cholesterin senken und das „gute“ HDL-Cholesterin erhöhen. Folglich sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettstoffwechselstörungen.
Möhren
Möhren enthalten reichlich Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A. Es ist wichtig für die Sehkraft, unterstützt aber auch die Schutzfunktion der Haut und erhöht bei regelmäßigem Verzehr den körpereigenen UV-Schutz. Während der Körper das Beta-Carotin aus rohen Möhren nur schlecht aufnehmen kann, ist es aus Möhrensaft sehr viel besser verfügbar.
Rote Beete
Die Knolle enthält viel Mangan, Kalium, Eisen, Vitamin C und Folsäure. Nitratreiche Gemüsesorten wie Rote Bete – oder auch Spinat – fördern die Durchblutung und weiten die Gefäße. Dadurch senkt der entsprechende Saft nicht nur den Blutdruck, sondern steigert auch die Konzentrationsfähigkeit. Greift am besten zu Bio-Gemüse, da diese gemäßigte Nitratmengen enthalten.
Gurken
Gurken unterstützen durch ihren hohen Wassergehalt die Nierenfunktion. Zudem enthalten sie viel Kalium, Mangan sowie Vitaminen C und Vitamin K. Gurkensaft hilft bei Muskelkrämpfen und ist auch gut für die Haut.
Sellerie
Sellerie enthält viel Wasser, aber auch reichlich Vitamin A, K und C sowie Antioxidantien. Selleriesaft beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, indem er den Blutdruck senkt und den Triglycerid- und Cholesterinspiegel senkt.
Kohl
Kohl gilt zu Recht als sehr gesund: Er ist reich an Vitamin C und K und liefert wichtige Mikronährstoffe wie Folsäure und Mangan. Regelmäßig verzehrt beugt er Entzündungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Ein Glas Kohlsaft kann aber auch bei Sodbrennen oder einer Magenschleimhautentzündung Linderung verschaffen.
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Wichtiger Hinweis: Wer keine Saftkuren machen sollte
Schwangere, Diabetiker und Menschen mit einer Essstörung sollten aber lieber die Finger davon lassen. Auch würde ich empfehlen, sich eine Woche auszusuchen, in der ihr keinen vollen körperlichen Einsatz bringen müsst. Es kann zu Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen und Unkonzentriertheit kommen.
„Für Leute, die gesund sind, ist das machbar“, sagt Dr. Specht. Wer sich unsicher ist, sollte zuvor mit einem Arzt sprechen und sich gründlich untersuchen lassen. Auch nach den Fastentagen empfiehlt sich ein langsamer Start zurück zu einem normalen Essverhalten.
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