Wirbel um Bitburger-Werbekampagne
Brauerei zeigt Schwangere mit Bierflasche - Experten empört!

„Getestet von Müttern. Gebraut für euch alle.“
Mit diesem Slogan wirbt die Brauerei Bitburger für ihr alkoholfreies Bier. Dazu gibt es Bilder von Schwangeren oder Müttern mit Kinderwagen, die Bier trinken. Geschmacklos finden viele, völlig unbedenklich findet das Unternehmen.
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Werbekampagne spaltet das Netz
Es sind Bilder, die auf den ersten Blick genau das Gegenteil von dem präsentieren, was allen Schwangeren und Stillenden immer gepredigt wird: bloß kein Alkohol während Schwangerschaft und Stillzeit. Aber Bitburger lichtet genau diese Personen mit Bierflaschen ab. Zwar mit Flaschen ihres 0,0-Prozent-Bieres – doch die Werbekampagne spaltet das Netz, ruft empörte Experten auf den Plan und sorgt für Unverständnis bei vielen.
Was steckt hinter der Kampagne? Im Rahmen des sogenannten Dry January habe man diejenigen zu Wort kommen lassen wollen, „die die absoluten Expertinnen für Getränke ohne jeden Alkohol sind: nämlich schwangere Frauen und junge Mütter“, erklärt Christoph Weber, Marketingdirektor Bitburger Braugruppe, auf RTL-Nachfrage.
Dry January ist eine aus Großbritannien stammende Bewegung, deren Fokus auf dem verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol liegt.
Im Video: Habt ihr euren Alkoholkonsum im Griff?
„Das macht sie für uns zu den glaubwürdigsten Botschafterinnen"

Aber ist es verantwortungsvoll, ausgerechnet Schwangere mit Bier zu porträtieren? Das Unternehmen findet ja! „Sie verzichten bereits in der Schwangerschaft und Stillzeit lange auf Alkohol – das macht sie für uns zu den glaubwürdigsten Botschafterinnen“, erklärt man im Netz. Weiter heißt es: „Der Genuss unseres Bitburger 0,0 Prozent während der Schwangerschaft und Stillzeit ist absolut unbedenklich: Der Restalkohol unseres alkoholfreien Bieres ist sogar geringer als bei Apfelsaft.“
Lese-Tipp: Alkoholfreies Bier für Kinder? Experte erklärt: Darum geht das gar nicht!
Doch so locker sehen es nicht alle. Auf Facebook hagelt es entsetzte Kommentare: „Allein das Foto schockt mich, denn ich sehe zuerst eine Bier trinkende, schwangere Frau und dann erst entdecke ich die 0,0.“ Andere bezeichnen die Werbung als „No-Go“ oder als „unter eurer Würde“.
Wie Bitburger auf RTL-Nachfrage schreibt, nehme man auch diese kritischen Verbraucherstimmen ernst. Daher entschuldige man sich dafür, wenn es zu Missverständnissen gekommen ist. „Gerade weil während der Schwangerschaft und der Stillzeit keinerlei Alkohol getrunken werden sollte, wollten wir mit unserem komplett alkoholfreien Bitburger 0,0 Prozent eine echte Alternative aufzeigen.“
Frauenärztin hat eine klare Meinung: „Jeder Schluck ist zu viel! Deshalb: Finger weg!“
Experten sind dennoch skeptisch. Frauenärztin Dr. med. Judith Bildau erklärt im Gespräch mit RTL: „Alkohol kann schwere Schäden am Ungeborenen anrichten. Es kann zum Beispiel zu Fehlbildungen des Skeletts und des Gesichts kommen, außerdem zu Nierenschäden, Herzfehlbildungen und anderen, vor allem neurologischen Entwicklungsverzögerungen.“
Auch wenn es sich um alkoholfreies Bier handle, sei keinesfalls garantiert, dass wirklich kein Bisschen Alkohol im Getränk enthalten ist. Der Grund: „Um es herzustellen, wird zunächst Bier gebraut, das einen ganz normalen Alkoholgehalt hat. Dann erfolgt ein Prozess, der diesen entzieht. Mit der heutigen Technik ist dies allerdings nicht immer garantiert. Deshalb verbleibt häufig ein Restalkoholgehalt“, so die Expertin.
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Bitburger erklärt jedoch, dass es verschiedene Verfahren zur Herstellung gebe: „Neben der Entalkoholisierung zum Beispiel auch gestoppte Gärung oder eine Kombination mehrerer Verfahren.“ Außerdem sei es so, dass „Biere, die mit 0,0 Prozent Alkohol deklariert sind, nicht mehr als 0,0 Prozent Alkohol enthalten“ dürfen. Rechnerisch liege der Grenzwert bei 0,05 Prozent, bei Bitburger habe man jedoch intern die Grenze von 0,04 Prozent festgelegt. Man erklärt uns: „Unser alkoholfreies Bier liegt tatsächlich in der Regel jedoch weit darunter (0,01 Prozent). Limonaden, Apfelsaft und Lebensmittel wie Mischbrot oder Sauerkraut können mehr Alkohol enthalten als Bitburger 0,0 Prozent.“ Damit diese Grenzen niemals überschritten werden, komme es zu mehrfachen Proben, bevor das Bier in den Verkauf geht.
Auch wenn Bitburger angibt, dass ihr alkoholfreies Bier somit unbedenklich für Schwangere uns Stillende sei, sagt Dr. Bildau: „Es gibt keine wissenschaftlich bewiesene Alkoholmenge, die in der Schwangerschaft unschädlich für das Kind ist. Jeder Schluck ist zu viel! Deshalb: Finger weg!“