Wem der Familienvater die größten Vorwürfe macht
Tumulte nach FTI-Pleite - Rico (42) berichtet aus dem Chaos-Hotel in Ägypten

Die größte Sorge gilt den Kindern!
Es sollte ein entspannter Familienurlaub werden für Enrico Wolf, seine Frau Ina (42) und die vierjährige Tochter. Dafür wählt der 42-Jährige ein Hotel aus, in dem die Familie schon einmal war und das seiner Tochter besonders gut gefiel - man will auf Nummer sicher gehen. Was er zum Zeitpunkt der Buchung allerdings nicht ahnen kann: Die Familie wird mitten in der FTI-Pleite landen und muss tumultartige Szenen miterleben.
FTI-Pleite: Enricos Familie hatte nach drei Tagen einen Zettel an der Tür
Am 29. Mai kommt Enrico mit Ehefrau Ina, Tochter Tara Joy (4) und Schwiegermutter Katharina (71) im Hotel Neverland an - ein Vier-Sterne-Resort im ägyptischen Hurghada, mit dem sie bei einem früheren Besuch gute Erfahrungen gemacht haben . Diesmal gibt es allerdings ein Problem: Sie haben über FTI gebucht - und landen mitten in der Insolvenz.
„Zuerst hieß es, alles ist gut. Aber nach drei Tagen hatten wir einen Zettel an der Zimmertür und sollten uns bei der Rezeption melden”, erzählt Enrico im RTL-Gespräch. Sie sollen zahlen - wie viel, ist zunächst unklar.
„Erst sollten wir nur ein paar Tage zahlen, dann alles, dann wieder gar nichts. Die Situation war sehr undurchsichtig.” Zwischendurch steht eine Summe von 1500 Euro im Raum. Konkrete Infos? Fehlanzeige.
Lese-Tipp: Reise-Riese FTI ist pleite! Das passiert mit unseren Sommerplänen
„Wer nicht bezahlt, darf das Hotel nicht verlassen”
Immer wieder sucht Enrico gemeinsam mit anderen Urlaubern den Kontakt zum Hotelmanager. Der zeigt sich alles andere als einsichtig: „Schon im dritten Satz sagte er ganz klar: Wer nicht bezahlt, darf das Hotel nicht verlassen. Das fand ich grenzwertig. Und nach dieser Drohung war ich dann auch raus”, erinnert er sich an die Situation. Im Klartext: Enrico dreht sich um und geht.
Eine Option, die nicht alle Urlauber haben. Denn während Enricos Urlaub gerade erst gestartet ist, möchten andere eigentlich abreisen und werden aufgehalten. Dabei kommt es, wie RTL-Videos zeigen, zu tumultartigen Zuständen. Mehrere Urlauber berichten uns, dass Mitarbeiter sogar handgreiflich wurden. Ein Foto zeigt einen blauen Fleck am Oberarm einer älteren Dame - er sei, so heißt es uns gegenüber, Folge des harten Griffs eines Hotelmitarbeiters.
FTI-Pleite: In diesem Video seht ihr die Eskalation beim Auschecken in dem Hotel
Situation im Hotel sei aus „Angst um die Kinder” eskaliert
Diese Situation hat Enrico zwar nicht selbst miterlebt und kann sie dementsprechend nicht bestätigen - was er aber sieht, ist, wie Eltern mit Kindern am Gehen gehindert werden. Hotelmitarbeiter hätten dabei etwa Kinderwägen festgehalten, um die Urlauber am Abreisen zu hindern.
„Ich hatte dann ein Gespräch mit dem Manager und habe ihm erklärt: Wenn du das bei uns gemacht hättest, dann wäre bei mir Schluss gewesen. (...) Das geht gar nicht. Kinder sind einfach Tabu! Das ist es, was die Situation hat eskalieren lassen: die Angst um die Kinder.”
Enrico sagt ganz klar: „Der massive Druck, der hier in den ersten 24 Stunden ausgeübt wurde, hat viele Familien dazu gebracht, zu bezahlen.” Man habe die Situation den Kindern nicht zumuten wollen und Angst um den Rückflug gehabt.
Lese-Tipp: Mitten in der Nacht heißt es: „Zahlt 585 Euro oder ihr müsst gehen!“
Nach der FTI-Pleite: Zwischen Verständnis und Frust
Aber: Enrico kann nachvollziehen, wie es zur aufgepeitschten Situation vor Ort kommen konnte. „Die Hotels wussten ja selbst nicht, ob sie ihr Geld bekommen. Und die Mitarbeiter machen nur, was ihnen von oben gesagt wird. Das ist nicht wie bei uns in Deutschland, dass man sich bei Befehlen einfach weigern kann. Dann wird man gefeuert”, sagt er.
Er habe viele Mitarbeiter auch als entgegenkommend und freundlich erlebt. Das bestätigen auch weitere Urlauber, die sich an RTL gewandt haben. So schreibt etwa Kim: „.Uns wurde die Lage ruhig und sachlich erklärt und wir haben einfach vertraut. Wir müssen nichts bezahlen und haben hier eine wunderschöne Zeit.” Urlauber, die sich noch im Hotel befinden, seien zu einem Gratis-Restaurant-Besuch eingeladen worden.
Auch Enrico zeigt Verständnis - und überlegt sogar, mit seiner Familie im September wiederzukommen. Sein Frust richtet sich vor allem an den Deutschen Reisesicherungsfonds und die deutsche Regierung. „Leider liegt hier ganz viel Schuld. Wenn man jahrelang Zeit hat, sich auf so einen Fall vorzubereiten, nur um dann so konfus zu reagieren? Es ist für mich vollkommen unklar, wie es dazu kommen kann.”