Bereitet euch auf eine Pandemie vor!
Experten warnen vor Vogelgrippe – warum es auch für unsere Haustiere kritisch werden könnte
„Dagegen ist Corona ein Spaziergang!”
Das Vogelgrippevirus befällt mittlerweile nicht nur Nutztiere wie Kühe, sondern auch die ersten Haustiere, darunter Katzen. Experten schreiben deshalb nun ausdrücklich, dass die Welt sich auf eine neue Pandemie vorbereiten MUSS. Mehr dazu seht ihr auch im Video!
Steht uns eine Vogelgrippe-Pandemie bevor? Warum auch Katzen, Hunde und Co. gefährdet sein können
Wir können vor einer neuen Pandemie nicht mehr die Augen verschließen. Zumindest, wenn es nach den Autoren in der Fachzeitschrift Science geht, die in einem Artikel appellieren, sich endlich auf eine H5N1-Pandemie vorzubereiten. Das Virus habe sich bereits mit anderen Spezies gekreuzt, was zu einer „weit verbreiteten Exposition und sporadische Erkrankungen beim Menschen“ geführt habe.
Die Experten spielen hier auf die neue Vogelgrippe-Variante in Milchkühen an, die seit Ende 2024 in Nordamerika kursiert. In New Jersey (USA) sollen sich aktuell vermehrt Katzen mit der Vogelgrippe angesteckt haben und auch Hunde können sich infizieren. Das vermeldet zum Beispiel das Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Amerika. Zuletzt gab es Ansteckungen bei Haustieren im Jahr 2016!
Heißt: Die US-Gesundheitsbehörde warnt bereits vor einer Übertragung durch Haustiere. Denn das Virus habe sich so verändert, dass sich Tiere nicht nur anstecken, wenn sie infizierte Vögel fressen. Die Vogelgrippe werde auch über die Luft übertragen.
Virologe Timo Ulrichs sagt: „Die Vogelgrippe ist lebensbedrohlich für Hund und Katze. Der Name ist jetzt eigentlich irreführend, weil er eigentlich auf die Vogelwelt beschränkt war, vor allem in Südostasien. Und dort ist uns das Virus ja auch schon seit langen Jahren bekannt. Es ist endemisch in den Vögeln und kann per Zufall auch mal auf den Menschen übertragen werden.”
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Experte deutlich: „Dagegen ist Corona ein Spaziergang!”
Eine Entwicklung, die die Autoren der Science-Fachzeitschrift beunruhigt. Obwohl die meisten Fälle beim Menschen nämlich mild verlaufen seien, könne H5N1 schwere Erkrankungen verursachen. „Angesichts des Ausbreitungspotenzials von H5N1 besteht dringender Handlungsbedarf, um Lücken in der Pandemie-Vorsorge zu schließen“, schreiben die Autoren.
Ist es also wirklich fünf vor zwölf?
„Wenn es zu einer Pandemie kommen sollte, dann ist es wirklich eine sehr gefährliche Angelegenheit“, sagt Dr. Christoph Specht im RTL-Gespräch. „Dagegen ist Corona ein Spaziergang. Wir reden hier nämlich über eine ganz andere Tödlichkeit als bei Corona.“
Die Letalität liege dann bei gut und gerne 30 Prozent, so der Allgemeinmediziner. Bei Corona habe sie bei zwischen 0,1 und 0,2 Prozent gelegen.
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Das Virus – und die Varianten – das aktuell zirkuliert, ist allerdings nicht das Virus, mit dem wir es in der Pandemie am Ende zu tun hätten. Das sogenannte „pandemische Virus“ kennen wir noch nicht, weil die Viren noch nicht von Mensch zu Mensch übertragbar seien, so Specht. „Man kann aber sagen, dass bei diesen H5N1 Viren, die jetzt zum Beispiel in Amerika vorgekommen sind, Kandidaten dabei sind, die tatsächlich hochpathogen sind.“ Heißt, die Viren haben durchaus die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und auf den Menschen überzuspringen.
Wie das funktionieren könnte? Specht führt hier das sogenannte „Reassortment“ ein. „Das ist die Möglichkeit bei Influenzaviren, dass die sich Genmaterial austauschen.“ Trägt ein Schwein – oder auch ein Mensch – das normale Influenza-Virus in sich und infiziert sich dann mit H5N1, könnte sich deren Genmaterial vermischen.
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Das neue Virus hätte dann die Informationen der Influenza, wie es sich schnell von Mensch zu Mensch verbreiten kann und die Informationen der Vogelgrippe, wie es besonders tödlich sein kann. „Das ist ein realistisches Szenario, und das wäre dann die Katastrophe“, sagt Specht deutlich.
Die Fachwelt muss sich auf eine Pandemie vorbereiten
Übrigens sei die Wahrscheinlichkeit dieses „Reassortments“ im Herbst und Winter deutlich höher als im Sommer, weil da das Vorkommen der Influenza-Viren ebenfalls erhöht ist. Den jetzigen Winter haben wir, so Specht, überstanden. „Der nächste Winter kommt definitiv und die nächste Influenzawelle und dann geht das Spiel wieder von vorne los. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sich dann einer doppelt.“

Deshalb teilt Specht die Meinung der Autoren aus Science: „Ich finde es schon richtig, dass man sich überlegt, was machen wir?“ Das bedeutet, auch wenn wir das pandemische Virus noch nicht kennen, mit den bereits existierenden Varianten Impfstoffe zu entwickeln. Eine Eindämmung der pathogenen Varianten in den USA sei seiner Meinung nach nämlich nicht mehr möglich und ein paar Impfstoffe gebe es bereits.
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Er hoffe außerdem, dass man nicht nur auf die mRNA-Technologie vertraue, sondern auch Proteinimpfstoffe entwickele, auch wenn das länger dauere. Denn nur so könne man im Notfall möglichst viele Menschen erreichen – auch diejenigen, die den mRNA-Impfstoffen womöglich nicht vertrauen.
„Gibt es irgendwann eine neue Pandemie? Ja, die wird es geben, die Wahrscheinlichkeit halte ich für hoch“, sagt Specht. „Und wenn man mich fragen würde, welcher Erreger sie auslöst, dann würde ich sagen: Ein Coronavirus , aber eher halte ich ein Vogelgrippevirus wie H5N1 für wahrscheinlich. Deswegen sollten sich die Fachleute vorbereiten.“