Krimi-Rezension
„Achtsam morden im Hier und Jetzt“ von Karsten Dusse

Björn Diemels Leben gerät erneut aus den Fugen. Doch diesmal ist alles ein wenig anders, denn diesmal führen in die Verwicklungen nicht zu seinem Achtsamkeitscoach Joschka Breitner. Im vierten Teil der „Achtsam Morden“ Reihe von Autor Karsten Dusse, „Achtsam Morden im Hier und Jetzt“, beginnt der Schlamassel NACH einem Besuch bei Breitner.
Ein Therapeut mit Geheimnissen
Breitner liegt nämlich bei Diemels Ankunft zusammengeschlagen und an den Stuhl gefesselt in seiner verwüsteten Praxis. Offensichtlich hat der Täter brisante Unterlagen gesucht und nicht gefunden, denn Breitner gibt Diemel bei seinem Abtransport ins Krankenhaus zwei Dinge mit auf den Weg: „Finden und schützen Sie das Buch“ und „Keine Polizei“. Mit seinen hervorragenden Verbindungen zum organisierten Verbrechen, versucht Diemel, diesen Wünschen gerecht zu werden.
Bei dem Buch handelt es sich um eine Art Tagebuch seines Coaches, in dem er beschreibt, wie er ein Sannyasin, ein Jünger Oshos – in den 1980er Jahren besser bekannt als Bhagwan – wurde. Als Diemel es findet, beschließt er kurzerhand, es zu lesen. Denn er ist angepisst, dass jemand den Rückzugsort für seine Seele, seinen sicheren Achtsamkeitshafen so achtlos zerstört hat. Und er will den Verantwortlichen finden und auf seine Art achtsam zur Verantwortung ziehen. Ohne Polizei, das ist schließlich Breitners Wunsch.
Zum Nachdenken anregende Krimi-Unterhaltung
Die Aufzeichnungen führen durch Breitners Leben, über die erste Begegnung mit der Bhagwan-Bewegung, ins Ashram nach Puna (Indien) und schließlich nach Oregon (USA) und offenbaren ein lange gehütetes Geheimnis. Für weitere Verwirrung in Diemels Leben sorgen ein versehentlich besuchtes Tantra-Seminar und die bevorstehende Einschulung seiner Tochter.
Karsten Dusse liefert auch im vierten Teil der Reihe intelligente, zum Nachdenken anregende Krimi-Unterhaltung, wie üblich mit viel schwarzem Humor, Wortwitz und Situationskomik. Highlights sind dabei das Tantra-Seminar (zusammen mit seiner Ex-Frau) und die Gespräche mit seiner rechten Hand Sascha.
Bhagwan-Bewegung: Leser muss sich selbst ein Urteil bilden
Ein wichtiger Bestandteil des Buches ist die Bhagwan-Bewegung, die tatsächlich so existierte und bis heute viele Anhänger findet. Busse fällt hier kein Urteil, sondern beschreibt anhand von Breitner und dessen erster Liebe Babsi sowohl die positiven Auswirkungen (wie die Lehre der Achtsamkeit) als die negativen (Machtmissbrauch und kriminelle Machenschaften einzelner). Ihm gelingt so ein differenziertes Bild, über das sich der Leser ein eigenes Urteil bilden muss, wenn er zu einem kommen möchte. Aufgrund der vielen verschiedenen bisher „abgearbeiteten“ Aspekte der Achtsamkeit (Band eins: das Grundsätzliche, Band zwei: das innere Kind, Band drei: Pilgern als Reise zum Selbst, Band vier: die Bhagwan-Bewegung) wird die Reihe nicht langweilig. Im Gegenteil eröffnet sie dem Leser immer neue Wege, auch viel für und über sich selbst zu lernen. Man darf sich also auf den nächsten Teil freuen – zu lernen gibt es immer genug. Und man tut es gern, wenn man dabei so hervorragend unterhalten wird.
*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.