Was für ein schrecklicher Unfall gestern in Leverkusen: Ein elfjähriges Mädchen will über die Straße gehen, wird von einem Auto erfasst und stirbt wenig später. Dieser tragische Fall bringt uns einmal mehr zur Frage: Wie können unsere Straßen sicherer werden? Das ist unser Thema am Morgen mit Sebastian Auer.
Wir sprechen auch darüber, weil die Experten gerade diskutieren. Es ist Verkehrsgerichtstag, und da kommt die Gewerkschaft der Polizei jetzt um die Ecke und fordert Tempo 30 innerorts.
Der Verkehrsgerichtstag findet jedes Jahr in Goslar statt. Dort treffen sich Juristen und Verkehrsexperten und beraten mehrere Tage lang. Am Ende geben sie der Politik Tipps, was man auf den Straßen anders und besser machen kann. In diesem Jahr ist die Sicherheit von Fußgängern ein großes Thema. Schaut man sich die Zahlen an, fällt auf, dass Fußgänger vor allem bei Unfällen innerorts zu Tode kommen: Über 335 getötete Fußgänger gab es 2023 innerorts in Deutschland. Zum Vergleich: Außerorts und auf Autobahnen wurden insgesamt 102 Fußgänger getötet. In den letzten Jahren haben die Zahlen der getöteten Fußgänger wieder zugenommen – eine erschreckende Bilanz.
Ein Grund für die tödlichen Unfälle könnte das Tempo sein. Deshalb fordert die Gewerkschaft der Polizei jetzt flächendeckend Tempo 30 in Städten. „Innerhalb geschlossener Ortschaften müssen wir die besonders schutzwürdigen Personen, Fahrradfahrern, Zufußgehende auch dementsprechend schützen. Jeder weiß, dass die physikalischen Gesetze nicht außer Kraft gesetzt werden können. Wird ein Fußgänger mit Tempo 50 frontal erfasst, so ist die Überlebenschancen nahezu bei null. Geschieht das bei 30 kmh, gibt es fast 80-prozentige Überlebenschancen“, sagt Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei.
Rund 1000 Städten und Gemeinden in Deutschland unterstützen diese Forderung. Bisher müssen Städte begründen, wenn sie Tempo 30 einführen will – Tempo 50 ist die Norm. Die Gewerkschaft der Polizei will das nun umdrehen: Tempo 30 als Normfall und Tempo 50 mit Begründung an Orten, an denen es für Fußgänger und Radfahrer sicher genug ist.
Für den Vorschlag gibt es aber auch Kritik: Zum einen sagen Jursiten, Fußgänger tragen häufig eine Mitschuld an den Unfällen, etwa, wenn sie sich durch Kopfhörer oder das Handy ablenken lassen oder einfach mal über Rot gehen. Die häufigste Unfallursache ist in Städten außerdem das Abbiegen – Stichwort toter Winkel. Da nicht richtig aufgepasst und es werden Fußgänger oder Radfahrer erwischt. Es ist also nicht zwingend die hohe Geschwindigkeit.